Rückblick Fachexkursion Gartenbau 2025
Informative Gärtnerreise nach Niedersachsen

Alle Teilnehmer im HalbkreisZoombild vorhanden

© Gundula Horn

Die Fachexkursion des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürth-Uffenheim führte die Teilnehmenden vom 23..bis 26. Juni 2025 zu Gartenbau-Betrieben in Niedersachsen.

Diese zeichneten sich durch verschiedene Unternehmenskonzepte in der Vermarktung aus (Mitglieder der Sagaflor „Grün erleben“ bzw. der niederländischen Intratuin-Gruppe sowie eigenständige Gartencenter, Baumschulen und Staudengärtnereien). Im Fokus der diesjährigen Fahrt standen dabei zukunftsorientierte Verkaufskonzepte und die Ausrichtung der Betriebe am Gesamtmarkt.

Alle Teilnehmer hören bei der Führung zuZoombild vorhanden

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May Garden Kassel – Sagaflor „Grün erleben“
Die Gärtnerei wurde 1948 durch Heinz May gegründet. Mittlerweile führt Steffen May, der Enkel des Gründers, die Geschäfte in Kassel. Dort vermarktet er das gesamte Beet- und Balkonpflanzensortiment und produziert u.a. auch Sommertopfstauden. Das Unternehmen gehört dem Verbund der Sagaflor-Gruppe „Grün erleben“ an. Zwischen der einstigen Gemüse-Gärtnerei und dem heutigen „May Garden“ liegen Welten. Das Café in der vor zwei Jahren eröffneten und 1400 m² großen Warmhalle sieht der Geschäftsinhaber heute als Frequenzbringer.

Zur Kundenbindung bietet das Unternehmen zahlreiche Workshops an: Von „Wie geht Garten“ über „Wie geht Haarkranz“, den Workshop für Kinder am „Mitmach-Montag“ bis hin zum „Mädels-Abend“ mit Cocktail ist über das Jahr hinweg einiges in der Gärtnerei geboten. Als neues wichtiges Marketinginstrument sieht Steffen May das Konzept der Sagaflor-App an: Über die May Garden App können die Kunden bei jeden Einkauf 3% Guthaben sammeln – beim ersten Einkauf sind es sogar 10%.

Eingang der Firma OstmannZoombild vorhanden

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Blumen Ostmann Oldenburg – Mitglied der Intratuin
Ein etwas anderes Konzept konnten die Exkursionsteilnehmer beim Besuch des Gartencenters Blumen Ostmann in Oldenburg kennenlernen. Rainer Ostmann ist Inhaber von insgesamt 6 Gartencentern in Niedersachsen (ein siebtes Gartencenter in Emden steht kurz vor der Eröffnung). Er führte die Gruppe gemeinsam mit dem Betriebsleiter Marco Struck durch das aktuell flächenmäßig größte Gartencenter des Unternehmens am Standort in Oldenburg.

Seit der Gründung 1952 hat sich viel verändert, die Qualität und die Liebe zu den Pflanzen aber ist noch immer ein tragender Teil der Unternehmensphilosophie. Blumen Ostmann versteht sich als Pflanzenspezialist und „Fachmarkt für Grünes und Schönes rund um Haus und Garten“. Die in Visbek jährlich über 250.000 produzierten Beet- und Topfpflanzen werden ausschließlich nur in den Ostmann Fachmärkten angeboten. Ostmann ist Mitglied der niederländischen Kooperation Intratuin. Die Kooperation entstand 1980 in den Niederlanden als Einkaufsverbund. Heute besteht diese aus 69 Filialen, von denen 55 in den Niederlanden, 3 in Belgien und 11 in Deutschland liegen.

Ein Mann mit Mikrophon erklärt etwas über die BäumeZoombild vorhanden

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Baumschule Bruns Bad Zwischenahn – Pflanzen seit 1876
Der Gärtner Diedrich-Gerhard Bruns gründete im Jahr 1876 einen Gartenbau-Betrieb in Bad Zwischenahn. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnte er seinen Kunden ein breites Angebot von Obstbäumen, Koniferen, Ziersträuchern und Heckenpflanzen machen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges mussten aber auf Anweisung der Alliierten alle Baumschulkulturen zurückgefahren werden, um Raum für die Nahrungsmittelproduktion zu schaffen. Sein Sohn Johann Bruns pflanzte damals einige der wertvollen Rhododendren in den Gristeder Wald. Dies war die Keimzelle des Gristeder Rhododendronsparks.

1946 begannen Erich und Wilhelm Bruns (Söhne von Johann Bruns) zusammen mit 70 Mitarbeitern, den Betrieb wieder aufzubauen. Sie sahen ihre Zukunft nicht mehr nur auf dem deutschen Markt: In den 60er und 70er Jahren wird Bruns als deutsche Exportbaumschule zu einem Begriff für grüne Qualität in Europa. Im Jahr 1977 beginnt Jan-Dieter Bruns in vierter Generation seine Tätigkeit im Familienunternehmen. 2018 steigt dessen Sohn Jan-Gerd Bruns in das Unternehmen ein.

Die Baumschule produziert heute auf insgesamt 600 ha Fläche Groß- und Kleingehölze im Freiland und im Container. Der Absatz erfolgt europaweit an Baumschulen, Gärtnereien, den Garten- und Landschaftsbau sowie an Städte und Kommunen. Das Unternehmen beschäftigt aktuell ca. 350 Mitarbeiter, außerdem 17 Auszubildende. Die Exkursionsteilnehmer zeigten sich beeindruckt von den Groß- und Formgehölzen, die professionell gepflegt, transportiert und verpflanzt werden. Diese finden vor allem bei Großaufträgen für Firmen und Gemeinden Verwendung.

Park der Gärten Bad Zwischenahn und Gartenkulturzentrum Niedersachsen

Ein Highlight der Exkursion war der Besuch des „Park der Gärten“ in Bad Zwischenahn. Bei einer Führung vermittelte Björn Ehsen, Gärtnerischer Leiter des Gartenkulturzentrums Niedersachsen, einen guten Überblick über die Schauanlagen. Hier findet man auf 140.000 Quadratmetern Ideen und Inspiration für den heimischen Garten.

Die 45 Mustergärten sind das Herzstück des Parks und machen diesen zu Deutschlands größter Mustergartenanlage.

Bepflanzter Freisitz mit HolzmöbelZoombild vorhanden

© Gundula Holm

Im sogenannten „Taglilien-Rondell“ können außerdem 560 verschiedene Hemerocallis-Arten und -Sorten besichtigt werden. Sie präsentieren beispielhaft über 100 Jahre Züchtung, chronologisch gegliedert nach den Jahrzehnten ihrer Einführung. Das Taglilienrondell ist 2007 von der American Hemerocallis Society, der weltweiten Institution für Taglilien, als ‚Display Garden’ (Internationaler Schaugarten) anerkannt worden. Ob Trockengarten, Mediterraner Garten, Rosen- oder Poolgarten: Die professionell gestalteten grünen Oasen werden von erfahrenen Garten- und Landschaftsbauern erstellt. So wird auch dem Ausbildungsberuf „Landschaftsgärtner“ viel Aufmerksamkeit gewidmet: In der Lehrbaustelle planen und bauen die Auszubildenden die Anlage von Themengärten.
Felderführung mit den TeilnehmernZoombild vorhanden

© Gundula Holm

LVG Bad Zwischenahn – Versuchsbetrieb der Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Von großem Interesse bei den Teilnehmern war der Einblick in die Versuchsanlage der angrenzenden Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Neben der Sortensichtung für Beet- und Balkonpflanzen werden dort zurzeit Versuche zu Buchsersatzpflanzungen durchgeführt.
Aussenbereich Verkauf von BlumenZoombild vorhanden

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Oldenburger Wohngarten – „Da blüh ich auf“ mit individuellem Konzept
Der „Oldenburger Wohngarten“ liegt in einem Gewerbegebiet. Betriebsinhaber Michael Löschau hat dort auf einem Mietgrundstück in ein Gartencenter investiert. Der Betrieb ist Mitglied der Sagaflor-Gruppe „Grün erleben“. Aufgrund der Lage (Nähe Supermarkt, Discounter) gibt es eine hohe Kundenfrequenz tendenziell preissensibler Kunden. Das Marketing-Konzept befasst sich vor allem mit „Themengärten“ wie z.B. dem „City-Garten“, dem „Genuss-Garten“ oder dem „Klima-Garten“. In diesen Wohngärten findet der Kunde entsprechende Pflanzensortimente für den Anbau im eigenen Garten in sehr guten Qualitäten. Hier findet jeder etwas – für jede Gelegenheit!

Diesem Prinzip folgt auch die Floristik: Schnittblumen „Flowers to Go“ werden sowohl in Form von individuellen Fertigsträußen als auch als Bundware angeboten. Der Betrieb bietet außerdem ein umfangreiches Angebot an Zimmerpflanzen für die grüne Oase zuhause. Das Motto hierbei: „Grün macht glücklich: Wir lieben Zimmerpflanzen“. „Grüne Freude“ zum Verschenken gibt’s außerdem in Form von Gutscheinen.

Führung durch die StaudengärtnereiZoombild vorhanden

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Staudengärtnerei Schachtschneider Neerstedt: Stauden für den Fachhandel
Jens Schachtschneider, Senior-Chef des Unternehmens, führte die Gruppe durch die Staudengärtnerei. Gemeinsam mit seinen Söhnen Torben und Finn Schachtschneider führt er heute das Unternehmen in einer GbR. Neben dem Gründungsstandort wurde 2001 ein zweiter Betrieb auf 7 ha Fläche in Uhlhorn errichtet, in dem heute die meisten der angebotenen Stauden wachsen. 2012 wurde eine Produktionshalle in Neerstedt gebaut. 2018 kam ein sogenanntes „Pufferhaus“ in hinzu, um die Schlagkraft in den versandstarken Frühjahrsmonaten zu erhöhen.

Das „Open-Sky“-Gebäude schützt vor Spätfrösten und sorgt gleichzeitig für beste Qualitäten unter Freilandbedingungen. Mit dem Bau der neuen Versand- und Logistikhalle, dem Verbund des Stauden Rings und mehr als 60 Mitarbeitenden im Rücken blickt das Unternehmen positiv in die Zukunft. Bei der betrieblichen Weiterentwicklung wird der Fokus auf eine weitergehende ökologische Ausrichtung gelegt.

Als Mitglied des Staudenrings beliefert die Gärtnerei den gärtnerischen Fachhandel im norddeutschen Raum. Der Absatz erfolgt ausschließlich an Wiederverkäufer (inhabergeführte Gartencenter, Garten- und Landschaftsbaubetriebe und Kommunen). Um die Kunden immer gut zu informieren und die Bestellungen zu erleichtern, gibt es seit 2024 einen neuen Webshop, eine Bestell-App und den „Beetplaner“. Über das Staudenring-Marketing wird außerdem eine Vielzahl von Verkaufshilfen für die Gärtnereien angeboten.

Führung durch die Kräutergärtnerei
Rühlemanns Kräuter und Duftpflanzen Horstedt: Die Spezialitäten-Gärtnerei
„Was wäre die Welt ohne Kräuter? Was ohne duftende Blumen und ohne Garten? Undenkbar.“ So beschreiben Daniel und Patricia Rühlemann ihre Liebe zu den Pflanzen auf der Internetseite der Gärtnerei. Die Kräuter- und Duftpflanzengärtnerei gibt es seit über 30 Jahren. Bereits vor 26 Jahren hatte Daniel Rühlemann die Idee, seine Begeisterung für Kräuter und duftende Pflanzen mit einem größeren Kreis an Pflanzenliebhabern zu teilen. So wurde die Versandgärtnerei geboren. Mittlerweile sind mehr als 800 Arten und Sorten in Kultur.

Von der Aussaat und den Stecklingen bis hin zur verkaufsfertigen Pflanze werden ca. 90% der angebotenen Sortimente vor Ort kultiviert. Die Staudengärtnerei bietet eine große Auswahl an seltenen und exotischen Kräutern. Ein Team von bis zu 80 Mitarbeitern sorgt sich in der Hauptsaison im Frühjahr um die Vermehrung, Pflanzenkultur, den Versand, Direktverkauf und die Auftragsbearbeitung.

Pflanzenliebhaber kommen im Direktverkauf der Gärtnerei auf ihre Kosten. Neben Neuheiten wie der Papaya-Begonie oder dem Australischen Zitronenblatt gibt es noch vieles zu entdecken. Wer nicht hinfahren möchte, bestellt bequem im Online-Shop. Für die Kunden gibt es viel Service und Beratung: ob im Direktverkauf, am Beratungstelefon, im Forum oder im Katalog.

Rießige Blumenhalle
Emsflower Emsbüren: Gartencenter, Erlebniswelt und Produktion
Das Unternehmen wurde 1954 von Jan Kuipers gegründet. Im Jahr 1977 trat sein Sohn Bennie Kuipers in die Firma ein und begann mit der Massenproduktion von Zierpflanzen. Im Jahr 1989 beginnt dann der Absatz von Pflanzen in großem Stil an Supermärkte. Die Nachfrage nach Beet- und Balkonpflanzen durch den LEH nimmt in den folgenden Jahren weiterhin zu. Im Jahr 2003 beschließt Bennie mit seinem Sohn Tom, den Betrieb wegen hoher Nachfrage und dem Wunsch nach flexiblerer Arbeitsweise auszubauen. Er bittet die Gemeinde Emsbüren um 100 ha Land (ideal gelegen mit Autobahnanbindung und flachem Gelände).

Inzwischen wird das Unternehmen von Bennies Söhnen Tom und Bart Kuipers geleitet. Die Gärtnerei hat heute eine Gesamtfläche von 87 Hektar unter Glas und beschäftigt ca. 400 Mitarbeiter. Der Absatz über Landgaard, Supermärkte, Discounter und das eigene Gartencenter.

Besonders beeindruckt waren die Exkursionsteilnehmer von den Automatisierungsprozessen in der Produktion. Vom Steckling bis zur fertigen Pflanze sind „Roboter“ im Einsatz. Nahezu alle Arbeitsschritte in der Produktion können automatisiert erfolgen. Die Überwachung der Maschinen erfolgt durch versierte Mitarbeiter im Team.

Einige Bestellungen, wie beispielsweise das Bepflanzen von fertigen Schalen werden teilweise auch heute noch von „Menschenhand“ erledigt. Neben der Produktion ist der Emsflower Besucherpark ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens. Vom Schaugewächshaus über den Schmetterlingsgarten bis hin zum Tropenhaus gibt es viel zu entdecken. Im angegliederten Gartencenter, der „Gartenwelt Emsbüren“, finden die Kunden auf ca. 2 ha Verkaufsfläche alles rund um Pflanze und Garten und können nach „Herzenslust“ einkaufen.