Wissen, was drin ist!
Erste Grundfutteruntersuchungen der Mais- und Grassilagen
Die Silos konnten 2024 Jahr gut gefüllt werden. Jetzt ist es wichtig zu wissen, welche Gehalte die Silagen aufweisen, um auf dieser Basis bedarfsgerechte Rationen für Kühe, Aufzuchttiere und Bullen zu rechnen und zu füttern.
Die Datengrundlage für diese Auswertungen der Grundfutterergebnisse bilden die Futterproben von Silagen mittelfränkischer Landwirte, die im Futterlabor des LKV Bayern in Grub untersucht wurden. Von der Ernte 2024 waren dies bisher 250 Grassilage- und 145 Maissilageproben.
Laut dem monatlichen Klimastatus des Deutschen Wetterdienstes begann 2024 der Frühling 2 bis 3 Wochen früher, im Vergleich zum vieljährigen Mittel. An der Wetterstation in Heilsbronn/Aich im Landkreis Ansbach wurden im März 142 Stunden Sonnenschein, und damit 21 Stunden mehr als 2023 aufgezeichnet. Sog. Vegetationstage, an denen die Tagesdurchschnittstemperatur über 5°C liegt, gab es im März 2024 26 Tage. In den Jahren 2022 und 2023 waren dies 12 bzw. 17 Tage.
Somit war der "gewohnte" Termin für den 1. Schnitt um Muttertag herum eher spät.
Im Jahr 2024 gab es im weiteren Verlauf regelmäßige Niederschläge. In Kombination mit den warmen Temperaturen gab es durchaus 5 bis 6 Schnitte bei den Grünlandbeständen, je nach Zeitpunkt des 1. Schnittes und den Abständen zwischen den Schnitten.
1. Schnitt Grassilage
Der Rohproteingehalt liegt wie in den letzten Jahren unter dem Orientierungswert von 160g/kg Trockenmasse, den wir in Mittelfranken im Schnitt kaum erreichen. Aber in den bisher untersuchten Futterproben etwas höher als 2023.
Der ADFom Wert gibt Hinweise auf die Verholzung und somit auf den Schnittzeitpunkt. Er liegt mit 290 g/kg Trockenmasse über dem Orientierungswert von 260 g/kg TM, das Gras war im Schnitt aber „jünger“ als in den letzten Jahren. Der Restzuckergehalt liegt mit 52 g/kg TM im gewünschten Bereich. Der Energiegehalt ist dementsprechend etwas höher als in den beiden Vorjahren.
2024 | 2023 | 2022 | ||
---|---|---|---|---|
Rohprotein | g/kg T | 132 | 127 | 137 |
Rohfaser | g/kg T | 249 | 282 | 272 |
Zucker | g/kg T | 52 | 25 | 21 |
aNDFom | g/kg T | 464 | 502 | 488 |
ADFom | g/kg T | 290 | 322 | 319 |
Nutzbares Rohprotein | g/kg T | 128 | 120 | 126 |
Ruminale N-Bilanz (RNB) | g/kg T | 1 | 1 | 2 |
Umsb. Energie Wiederk. (ME) | MJ/kg T | 9,9 | 9,2 | 9,6 |
Netto-En. Lakt. (NEL) | MJ/kg T | 5,9 | 5,4 | 5,7 |
Für folgende Tabelle wurden die einzelnen Futteruntersuchungsergebnisse nach Energie (MJ NEL) sortiert und dann das bessere und schlechtere Viertel gebildet. Das bessere/obere Viertel sind sehr gute Silagen, die die wesentlichen Orientierungswerten erreichen oder ihnen nahekommen. Der Energiehalt (MJ NEL) liegt im besseren Viertel um mehr als 1 MJ NEL über dem unteren Viertel, der Rohproteingehalt 32 g/kg TM. Am ADFom Gehalt von 249 g/kg TM lässt sich ableiten, dass das Gras noch nicht alt war.
je kg TM | unteres Viertel | Mittelwert | oberes Viertel | |
---|---|---|---|---|
TM - Gehalt | % | 368 | 362 | 383 |
Rohasche | g | 102 | 100 | 94 |
Rohprotein | g | 114 | 132 | 146 |
nXP | g | 116 | 128 | 139 |
RNB | g | 0 | 1 | 1 |
Rohfaser | g | 284 | 249 | 217 |
aNDFom | g | 521 | 464 | 412 |
ADFom | g | 332 | 290 | 249 |
GB | ml | 41 | 46 | 51 |
Zucker | g | 38 | 52 | 87 |
ME Wdk | MJ | 9,0 | 9,9 | 10,7 |
NEL | MJ | 5,3 | 5,9 | 6,5 |
Erntedatum | 12.05.2024 | 06.05.2024 | 29.04.2024 |
Im Durchschnitt wurden die Silagen vom oberen Viertel im Schnitt 14 Tage früher geerntet wurden als das untere Viertel.
Die Differenz vom unteren und oberen Viertel der Silagen liegt bei der Energie bei 1,2 MJ NEL je kg Trockenmasse. Damit kann eine Milchmenge von 0,35 kg Milch mehr je eingesetztem Kg Grassilage erzeugt werden als bei den schlechteren Silagen.
Folgeschnitte 2024
In untenstehender Tabelle sind die Mittelwerte aller Schnitte aus 2024 dargestellt. Vom Energiegehalt sind im Mittel die ersten Schnitte am stärksten. Der Rohproteingehalt ist beim 2. Schnitt im Mittel am schwächsten, die 12 bisher untersuchten 4. Schnitte am stärksten. Bezogen auf die Durchschnittswerte vom 2. und 3. Schnitt, wären diese für die Trockensteher und Jungviehfütterung im 2. Lebensjahr gut geeignet. Wenn es vom Vorschub in den Silos passt, wäre es zu raten den 1. Schnitt nur an die melkenden Kühe und das jüngere Jungvieh zu füttern.
1.Schnitt | 2.Schnitt | 3.Schnitt | ab 4.Schnitt | ||
---|---|---|---|---|---|
Rohprotein | g/kg T | 132 | 121 | 129 | 156 |
Rohfaser | g/kg T | 249 | 277 | 270 | 249 |
Zucker | g/kg T | 52 | 34 | 25 | 26 |
aNDFom | g/kg T | 464 | 507 | 503 | 482 |
ADFom | g/kg T | 290 | 323 | 325 | 304 |
Nutzbares Rohprotein | g/kg T | 128 | 119 | 119 | 126 |
Ruminale N-Bilanz | g/kg T | 1 | 0 | 2 | 5 |
Umsb. Energie Wiederk. (ME) | MJ/kg T | 9,9 | 9,2 | 9,0 | 9,4 |
Netto-En. Lakt. (NEL) | MJ/kg T | 5,9 | 5,4 | 5,3 | 5,5 |
Probenanzahl | 122 | 79 | 35 | 12 |
Auch für die 2. Schnitte wurde nach besserem und schlechterem Viertel ausgewertet. Die Schwankung zwischen oberen und unteren Viertel liegt bei 0,8 MJ NEL / kg TM und fast 30 g RP/kg TM.
Der ADFom Gehalt, welcher Rückschlüsse auf das Alter des Bestandes zulässt, liegt über dem Orientierungswert von weniger als 280g/kg TM. Vor allem die 2. Schnitte neigen dazu schnell zu altern, deshalb sollte der Ab-stand zum ersten Schnitt nicht zu lange sein.
je kg TM | unteres Viertel | Mittelwert | oberes Viertel | |
---|---|---|---|---|
TM - Gehalt | % | 372 | 353 | 327 |
Rohasche | g | 103 | 103 | 104 |
Rohprotein | g | 110 | 121 | 139 |
nXP | g | 111 | 119 | 128 |
RNB | g | 0 | 0 | 2 |
Rohfaser | g | 295 | 277 | 258 |
aNDFom | g | 536 | 507 | 472 |
ADFom | g | 350 | 323 | 298 |
GB | ml | 39 | 42 | 45 |
Zucker | g | 29 | 34 | 28 |
ME Wdk | MJ | 8,6 | 9,2 | 9,8 |
NEL | MJ | 5,0 | 5,4 | 5,8 |
Erntedatum | 19.06.2024 | 14.06.2024 | 08.06.2024 |
Maissilage 2024
Die häufigen Niederschläge im April und Mai machten die Maisaussaat aufgrund der Bodenverhältnisse teils schwer, das anschließende Witterung im Wachstumsverlauf führte aber zu einem guten Wachstum und guter Kolbenausbildung.
In folgender Tabelle sind die Maissilagen der Jahre 2022 bis 2024 aufgeführt. Von 2024 werden noch Proben dazukommen, die die Mittelwerte noch verändern werden.
Die Stärkegehalte erreichten zwar nicht die Rekorde von 2023, sind aber mit im Mittel 328 g/kg TM über dem Orientierungswert von 320 g. Auch die Energiegehalte liegen mit 6,6 MJ NEL und 10,9 MJ ME je kg Trockenmasse in einem sehr guten Bereich.
2024 | 2023 | 2022 | ||
---|---|---|---|---|
Trockenmasse g/kg FM | g | 379 | 362 | 325 |
Rohprotein (XP) | g | 69 | 78 | 73 |
Rohfaser (XF) | g | 204 | 178 | 229 |
Stärke (XS) | g | 328 | 345 | 218 |
aNDFom | g | 413 | 372 | 447 |
ADFom | g | 240 | 214 | 260 |
Nutzbares Rohprotein (nXP) | g | 129 | 136 | 127 |
Ruminale N-Bilanz (RNB) | g | -10 | -9 | -9 |
Umsb. Energie Wiederk. (ME) | MJ | 10,9 | 11,29 | 10,56 |
Netto-En. Lakt. (NEL) | MJ | 6,59 | 6,88 | 6,35 |
Waren 2024 schon das Frühjahr und die ersten Schnitte sehr früh, so war es auch die Maisernte. Die ersten Maisbestände wurden bereits in der 2. Augusthälfte gehäckselt, die meisten in den ersten 14 Septembertagen.
In untenstehender Tabelle wurden die 145 bereits im Labor des LKV Bayern untersuchten Proben nach Energiegehalt sortiert und die Mittelwerte gebildet. Es wurde auch das bessere und das schlechtere Viertel nach Energiegehalt gebildet.
Im Mittel erreichen die Silagen die meisten Orientierungswerte gut, das obere Viertel liegt in allen Bereichen darüber. Auch das untere Viertel zeichnet sich durch gute Silagen aus, die dem Mittelwert von 2022 entsprechen.
je kg TM | unteres Viertel | Mittelwert | oberes Viertel | |
---|---|---|---|---|
TM - Gehalt | % | 366 | 379 | 383 |
Rohasche | g | 35 | 33 | 31 |
Rohprotein | g | 66 | 68 | 70 |
nXP | g | 124 | 129 | 133 |
RNB | g | -9 | -10 | -10 |
Rohfaser | g | 232 | 207 | 182 |
aNDFom | g | 458 | 419 | 383 |
ADFom | g | 270 | 243 | 218 |
Stärke | g | 280 | 325 | 364 |
Zucker | g | 16 | 17 | 17 |
Stärke+Zucker | g | 295 | 341 | 380 |
pansenab. KH | g | 253 | 293 | 325 |
Pansenst. St. | g | 42 | 49 | 55 |
ME Wdk | MJ | 10,5 | 10,9 | 11,2 |
NEL | MJ | 6,3 | 6,6 | 6,8 |
Erntedatum | 07.09.2024 | 08.09.2024 | 11.09.2024 |
Auffällig ist der recht hohe Trockenmassegehalt, der bei zu geringer Verdichtung und Vorschub im Silo zu Nacherwärmung führen kann. Es sollte nicht zu viel im Voraus aufgedeckt werden und darauf geachtet werden möglichst wenig vom Silostock bei der Futterentnahme aufzulockern. Ein Vorschub von 2 m pro Woche sollte erreicht werden.
Die Pansenverfügbarkeit der Stärke in Maissilagen bleibt nicht gleich. Sie steigt je länger das Silo geschlossen bleibt. Mit zunehmender Lagerdauer, also ausgangs Winters, kann es notwendig sein die Kraftfutterzusammensetzung zu ändern. Das heißt Getreide sollte durch Körnermais oder Trockenschnitzel ersetzt werden, um den Pansen zu entlasten und einer Pansenacidose vorzubeugen.
Bei den Maissilagen ist der Unterschied vom oberen zum unteren Viertel nicht so ausgeprägt wie beim 1. Schnitt Grassilage aus diesem Jahr. Pro kg Trockenmasse Maissilage liegt die Differenz bei 0,5 MJ NEL und somit bei 0,15 kg Milch. Bei 7 kg Trockenmasse Maissilage in der Kuhration wäre das 1 kg Milch pro Kuh und Tag.
Futter-Kationen-Anionen-Bilanz: Trockensteher und Laktierende haben verschiedene Ansprüche
In der Rohasche sind auch Mineralstoffe enthalten. Um diese von den eigenen Silagen zu kennen, sollte zusätzlich zur Weender Basisnährstoffuntersuchung das Mineralstoffpaket ausgewählt werden.
Besondere Bedeutung für die Milchfieberprophylaxe haben der Kalium- und Kalziumgehalt. Eine kalzium- und kaliumarme Fütterung in der letzten 3 Wochen der Trockenstehzeit regt die Kalziummobilisation aus dem Skelett an und beugt dem Auftreten von Milchfieber vor.
Eine weitere Möglichkeit ist das Einstellen der Ration auf eine für Trockensteher optimale Futter-Kationen-Anionen-Bilanz/Differenz (FKAD), im englischen abgekürzt als DCAB. In diese Kenngröße fließen die Elemente Natrium, Kalium, Chlor und Schwefel ein. Als Ziel gilt drei Wochen vor der Kalbung eine FKAD von maximal 100 bis 200 Milliäquivalent (meq) pro kg TM bei einem Kalziumgehalt von max. 6 g/kg TM.
Maissilagen haben in der Regel niedrigere Werte als Grassilagen, Rapsextraktionsschrot wirkt stark senkend auf die Kationen-Anionen-Bilanz.
Für melkende Kühe sollte die FKAD bzw. DCAB auf mindestens 150 meq/kg TM eingestellt werden, sonst kann es zu einer metabolischen Acidose kommen.
In unten stehender Tabelle sind die Mittelwerte sowie jeweils der niedrigste und der höchste FKAD-Wert der verschiedenen Silagen dargestellt.
Min | Mittel | Max | |
---|---|---|---|
1 Schnitt | 145 | 448 | 635 |
2. Schnitt | 176 | 330 | 641 |
3. Schnitt | 52 | 212 | 382 |
Ab 4. Schnitt | 77 | 218 | 442 |
Mais | 130 | 178 | 261 |
Angesichts der Schwankungsbreite in den Silagen und der Bedeutung der o.g. Elemente für die Milchfieberprophylaxe kommt der Mineralstoffuntersuchung des Grundfutters und der genauen Berechnung der Rationen eine große Bedeutung zu für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere.
Eigene Futteruntersuchung – oder der Mittelwert reicht auch?
In oben dargestellten Auswertungen wurden nur die Mittelwerte, sowie die Durchschnittswerte des oberen und unteren Viertels dargestellt. Dies zeigt aber nicht die teils enorme Spreizung vom höchsten bis zum niedrigsten Wert. Wie folgend dargestellt am Beispiel der Energie in MJ NEL/kg TM. Beim 1. Schnitt sind es über 2 MJ NEL pro kg Trockenmasse, bei der Maissilage 1,1 MJ NEL.
Niedrigster Wert | Mittelwert | Höchster Wert | |
---|---|---|---|
1. Schnitt | 4,5 | 5,9 | 6,8 |
Maissiage | 5,9 | 6,6 | 7,0 |
Deshalb ist es wichtig von jeder Silage die Werte zu kennen. Und mit diesen Futteruntersuchungsergebnissen bedarfsgerechte Rationen zu berechnen oder berechnen zu lassen.
Die Auswertungen zeigen, das gutes Grundfutter keine Selbstverständlichkeit ist: Erntezeitpunkt, Sortenwahl, Bestandsführung, Sonnenschein- und Niederschlagsverteilung spielen mit ein. Eine entscheidende Rolle hat Mähen, Anwelken, Feldliegezeit, die Verdichtung und das zügige, luftdichte Abdecken der Silagen. Es gibt einige Ansatzpunkte um die Silagequalitäten zu optimieren.
Bedarfsgerechte Fütterung für gesunde Tiere:
- Erzeugung von bestmöglichem Grundfutter
- Futteruntersuchung aller Silagen mit Mineralstoffpaket
- Berechnung von optimalen Rationen für alle Tiergruppen (z.B. Melkende, Trockensteher, Aufzucht)
- regelmäßige Kontrolle der Fütterung (z. B. durch Körperkondition, Milchmenge und - inhaltsstoffe, Kotbeurteilung)
Die Fütterungsberatung des LKV Bayern unterstützt sie dabei gerne!
Nachfolgend finden sie noch weiterführende Links zum Thema Fütterung und Futteruntersuchung: